Rom – Vom caput mundi zur Hauptstadt einer Weltkirche

Über Pfingsten 2023 war unser zweiter Vorstand Johannes G. im Rahmen einer Exkursion von der Uni in Rom. Über diese Reise hat er einen Bericht verfasst und ein paar Tipps für eine Reise nach Rom für euch aufgeschrieben:

Es ist fünf Uhr morgens am Pfingstsonntag und ich kann nicht schlafen. Dummerweise ist schon die ganze Nacht so vergangen. Irgendwie habe ich die richtige Liegeposition nicht gefunden. Begonnen hatte unsere Exkursion am Abend zuvor in München, von wo aus wir (20 Studierende und zwei Dozenten) mit dem Flixbus über die Alpen nach Italien gefahren sind. Immerhin war die Fahrt ohne Umstieg und der Sonnenaufgang über Florenz lässt die Müdigkeit kurz vergessen. Etwa vier Stunden später kommen wir nach einer Fahrt durch die mediterrane Landschaft der Toskana und Latiums in Rom an. Unser Hotel lag etwas außerhalb und war vom Stadtzentrum aus am schnellsten mit der U-Bahn zu erreichen (in etwa 10-20 Minuten).

Tipp 1: Nehmt in Rom möglichst ein zentrales Hotel.

Bei der ersten U-Bahnfahrt in die Altstadt erlebte ich einen dreifachen Kulturschock: Da gleichzeitig Pfingsten, deutsche Pfingstferien und ein Radrennen in Rom waren, war unsere U-Bahn wirklich proppenvoll. Dazu eine schwüle Wärme. Oberirdisch wurde es nicht besser: Menschenmassen am Kolosseum und den Kaiserforen bei schwüler Wärme.

Tipp 2: Meidet die römische U-Bahn zu Stoßzeiten und plant etwas mehr Zeit ein. Der Takt ist teilweise etwas willkürlich.

Tipp 3: Passt auf eure Wertsachen auf, v.a. in der U-Bahn und an überlaufenen Sehenswürdigkeiten.

Tipp 4: Nehmt genügend Flaschen zum Auffüllen mit. In der Stadt gibt es an vielen Stellen Trinkwasserbrunnen. Das Wasser dort ist bedenkenlos trinkbar, wo nichts anderes steht.

Unsere erste Station war das Kapitol, das sowohl in antiker als auch moderner Zeit das geistige Zentrum der Stadt ist (damals befanden sich die wichtigsten Tempel dort, heute das Rathaus von Rom und die kapitolinischen Museen). Die Highlights des Sonntags waren außerdem noch die Kirchen SS. Cosma e Damiano (wunderschönes Mosaik hinter dem Altar) und S. Sabina (berühmte Holztür mit der ersten Darstellung des Kreuzigung Jesu, neben der Kirche ist ein Park, von wo aus man über die Stadt schauen kann). Am Abend machte sich die Laufstrecke mit Fußschmerzen bemerkbar und so sollte es bis zur Heimfahrt weitergehen.

Das Kapitol mit der Statue des Kaisers Marc Aurel
Das berühmte Mosaik von SS. Cosma e Damiano

Tipp 5: Gute Schuhe sind ein Muss in Rom, Blasenpflaster zumindest zu empfehlen.

Am Pfingstmontag ging es ins Zentrum der katholischen Kirche: den Vatikan. Wir sparten uns die Schlange vor dem Petersdom und besuchten zuerst den Campo Santo Teutonico (Friedhof der Deutschsprachigen in Rom) und das (angebliche) Petersgrab unter dem heutigen Dom. Vom Petersgrab aus kamen wir direkt neben dem Dom raus und haben uns an und in der wichtigsten Kirche der katholischen Christen nicht satt sehen können. Erstens wegen der unglaublichen Dimension und zweitens wegen der prunkvollen Ausstattung. Nach der Mittagspause ging es in die vatikanischen Museen. Allerdings waren diese so überlaufen, dass man die Sehenswürdigkeiten wie z.B. die Sixtinische Kapelle nicht wirklich in Ruhe anschauen konnte. Den Abend ließen wir bei einem Spaziergang an der Leoninischen Mauer (Mauer von Papst Leo IV. gegen die Araber) hin zur Engelsburg ausklingen.

Der Petersdom vom Petersplatz aus gesehen. Gut erkennbar ist auch die Warteschlange zum Dom hin.
Vom Mausoleum zur Festung: Die Engelsburg

Tipp 6: Kauft Tickets für Sehenswürdigkeiten/Museen möglichst vorab online. Man muss meistens zwar immer noch in einer Schlange warten, aber es geht wesentlich schneller.

Tipp 7: Ein Fall für sich ist auch der Toilettengang: Vor allem Frauen sollten seeeeeehr viel Zeit dafür einplanen. An den Damentoiletten bilden sich zumindest an den Hauptsehenswürdigkeiten laaaaaange Schlangen.

Am Dienstag starteten wir bei der eigentlichen Bischofskirche Roms: der Lateranskirche im Südosten des alten Rom. Lange Zeit residierten die Päpste bei dieser Kirche. Erst seit dem 15. Jahrhundert gehören Papsttum und Vatikan so scheinbar selbstverständlich zusammen. Was Pracht und Dimensionen angeht, kann der Lateran nicht mit dem Petersdom mithalten, doch sollte man auch diese Kirche und ihr Baptisterium (Gebäude für Taufen) gesehen haben. In Sichtweite des Lateran befindet sich ein berühmtes Mosaik, das Karl den Großen und Papst Leo III. zeigt. Ebenfalls in Sichtweite ist die berühmte Scala sancta, angeblich eine Treppe, auf der Jesus gelaufen sein soll. Am Nachmittag waren wir auf dem Forum Romanum und im Kolosseum und bestaunten die Reste des antiken Rom (die sich erstaunlich gut erhalten haben, wenn man bedenkt, dass viele Gebäude im Mittelalter als Steinbruch verwendet wurden).

Das berühmte Mosaik mit Karl dem Großen
Lasset die Spiele beginnen

Tipp 8 (eher für Katholiken relevant): Wer die Scala sancta auf Knien hochkriecht und auf jeder Stufe ein Vaterunser spricht, kann einen Menschen aus dem Fegefeuer befreien.

Für die Freunde spätantiker Mosaiken wurde es am Mittwoch ernst: Wir besuchten mehrere für ihre Mosaiken berühmte Kirchen (S. Pudenziana, S. Maria Maggiore und S. Prassede). Außerdem bestaunten wir das von Michelangelo geplante und ausgeführte Grabmal von Papst Julius II. in S. Pietro in Vincoli. Am Nachmittag unternahmen wir einen Rundgang durch das heutige Zentrum Roms mit der Piazza Navona, dem Pantheon (von dem man gar nicht so recht weiß, wofür es in der Antike genutzt wurde), der Ponte Sisto, diversen Palazzi und – natürlich – Kirchen. Erst im Mittelalter verlagerte sich das Zentrum Roms von der Gegend um Kapitol, Forum Romanum und Kolosseum weiter nach Norden.

Das berühmte Mosaik von S. Pudenziana. Eine der ersten derartigen Darstellungen Christi.
Andere Sehenswürdigkeiten waren noch stärker besucht als das Pantheon

Tipp 9: Habt immer ein Auge auf die Öffnungszeiten der Kirchen und Sehenswürdigkeiten. Manche Kirchen machen mittags für ein paar Stunden zu. Was den Spaniern die Siesta ist, gibt es auch in Rom zwischen 12 und 15 Uhr.

Am Donnerstag führte uns unser Weg raus aus dem Zentrum zu drei Kirchen (S. Costanza, S. Agnese und S. Lorenzo fuori le mura), die an früheren Friedhöfen angelegt wurden. Was erst einmal komisch klingt, erklärt sich dadurch, dass die zu verehrenden Heiligen eben auf Friedhöfen außerhalb der Stadt beigesetzt wurden. Auch diese Kirchen haben wunderschöne Mosaiken zu bieten. Am Nachmittag machen wir einen Rundgang in Trastevere, dem Stadtviertel jenseits des Tiber. Zwei unserer to-do-Kirchen waren allerdings durch Hochzeiten blockiert (am Tag darauf war Nationalfeiertag in Italien, weshalb viele Paare ihre Hochzeit taktisch günstig auf den Tag zuvor gelegt hatten).

Eines der Mosaiken von S. Costanza

Tipp 10: Trastevere ist das Kneipen- und Feierviertel Roms. Dementsprechend sind abends die Gaststätten dort voll. Das Heimkommen gestaltet sich etwas schwierig, wenn das Hotel am anderen Ende der Stadt liegt und nach 23.30 Uhr bzw. 1.30 Uhr (Freitag und Samstag) keine U-Bahn mehr fährt. Am besten fährt man dann mit dem Taxi oder nimmt sich von vornherein ein zentrales Hotel.

Und dann kam auch schon unser letzter richtiger Tag in Rom, der Freitag. Früh besichtigen wir noch die Priscilla-Katakomben (mit englischer Führung, da deutsch nicht angeboten wurde) und liefen ein Stück an der Aurelianischen Mauer entlang. Diese Mauer wurde von Kaiser Aurelian im 3. Jahrhundert erbaut und bot bis ins 19. Jahrhundert Platz für die Stadt (es waren früher ja auch 19 km Umfang, heute etwas weniger). Den Nachmittag konnte jeder für sich nutzen. Während einige shoppen gingen (Geschäfte gibt es vor allem um den Corso genügend), picknickten andere im Park der Villa Borghese. Andere gingen noch Kaffee trinken oder arbeiteten noch ihre persönliche to-do-Liste an Sehenswürdigkeiten ab.

Die Spanische Treppe (sitzen auf der Treppe ist übrigens verboten)
Wenn man schon mal in Italien ist…

Tipp 11: Esst so viel Eis wie möglich in Rom. Im Durchschnitt ist das Eis billiger als in Deutschland und es gibt auch Sorten, die man in Deutschland nicht so kennt.

Tipp 12: Grundsätzlich kommt man in Rom mit Pizza und Pasta gut durch. Manche Restaurants schüren ihren Pizzaofen aber erst abends an, mittags gibt es dann Pizza al taglio, rechteckige oder quadratische Pizzastücke.

Tipp 13: In einem Restaurant zahlt man für Gedeck und Weißbrot mit. Man bekommt eine Flasche Wasser und/oder Wein zu trinken, sofern man nichts anderes bestellt. Beim Essen gibt es Vorspeisen (primi) und Hauptgerichte (secondi). Bei den secondi muss man Beilagen extra dazubestellen, den sonst bekommt man nur das Fleisch.

Am Abend fuhr unser Flixbus vom ZOB Roma-Tiburtina ab und kam am Samstagfrüh in München an. Die Heimfahrt war ähnlich schlaflos wie die Hinfahrt und hinter der deutschen Grenze hatten wir auch eine Grenzkontrolle, bei der ein Mitreisender (nicht aus unserer Gruppe) in der Obhut der Bundespolizisten zurückbleiben musste.

Es war eine schöne, aber auch anstrengende Reise mit vielen Eindrücken (vor allem wenn man noch nie in Rom, geschweige denn Italien war).

Tipp 14: Geht nur bei Zebrastreifen oder Ampeln über die Straße. Alles andere ist lebensmüde. Der Auto- und Busverkehr in Rom ist wirklich abenteuerlich.

Tipp 15: Die Trockenbox sollte mit ins Reisegepäck, da man im Sommer in dieser Stadt doch vergleichsweise viel schwitzt.

Noch ein Wort als Mensch mit Hörhandicap: Im Flixbus hat mir mein Vorteil, die CI´s abnehmen zu können, schlaftechnisch nichts gebracht. Das muss aber nichts heißen. In Rom selber kann man in der Regel auch mit Englisch gut verständigen. Als offizieller Spanischsprecher des europäischen Levels B2/C1 und Besitzer eines großen Latinums, habe ich vom Italienischen recht wenig verstanden. Dafür wird diese Sprache wahrscheinlich zu schnell gesprochen. Den Durchsagen in der U-Bahn (Haltestelle, Ausstiegsrichtung) konnte ich am Ende gut folgen, doch den hitzigen Gesprächen emotional erregter Italiener nicht.

2 Kommentare

  • Toll und ehrlich geschrieben. Danke Johannes für die tollen Fotos und Tipps, auch wenn ich so schnell nicht nach Rom kommen werde, aber sag niemals nie! ?⛪️?

  • hallo Johannes, das ist ein super Bericht über Rom. Da wir bald mal nach Rom reisen wollen ist der Bericht perfekt für uns. Dankeschön

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