Ein wunderbarer Erfahrungsbericht von Kerstin über unsere Ski- und Snowboardtage in Fieberbrunn.
Weil’s in Fieberbrunn einfach so schee is, organisierten HörEnswert und die Bundesjugend auf vielfachen Wunsch hin nun bereits zum zweiten Mal dort eine Skifreizeit – und auch dieses Mal war es ein herrliches Erlebnis. Von Norddeutschland bis Österreich kommend, folgte eine kunterbunte Truppe ihrem Ruf.
33 abenteuerlustige Schneefreunde hatten ein ganzes Gasthaus für sich – an dieser Stelle noch einmal ganz herzlichen Dank an die Familie Brenner, welche uns einmal mehr in ihrer Dorfstube herzlich begrüßte, der perfekten Basis für einen gemütlichen Aufenthalt im Schneeparadies!
Am ersten Abend gaben Pascal aus Fieberbrunn und unsere Gruppenleitung erst einmal die wichtigsten Infos zu den „Spielregeln“ der Dorfstube und den „Highlights“ der nächsten Tage aus, danach bildeten sich kleinere Grüppchen, die wahlweise schon mal gleich akribisch die ersten Ski- und Wanderrouten durchplanten, gemütlich quatschten oder sich ein heißes Ligretto-Gefecht lieferten. Da aber am nächsten Tag ein frühes Durchstarten zwecks Abholung der Skiausrüstung angedacht war, fielen die meisten von uns relativ bald ins Bett.
Sonntags ging es dann auch gleich in aller Frühe zum Intersport Günther, wo das nette Personal sich alle Mühe gab, uns eine bequeme und sichere Ausrüstung zu verschaffen. Anschließend sofort nix wie schnell weiter zum Bus, die Piste rief schon sehnsüchtig nach uns!
Kennt noch jemand die Schwarzweiß-Filmkomödie „Drei Männer im Schnee“, basierend auf Erich Kästners gleichnamigem Buch? Ich finde, dieses Zitat daraus umschreibt den Skisport sehr schön: „… Hier hoch oben verliert der Mensch vor lauter Glück und Panorama den letzten Rest von Verstand, bindet sich Holz an die Füße und saust zu Tal. Unten angekommen, begibt man sich entweder ins Krankenhaus oder ins Hotel …“ Tja, für unsere Gruppe passte das wie die Faust aufs Auge!
Aber zunächst wurde natürlich erst mal das obligatorische Gruppenfoto geschossen – man lebt ja schließlich nun im Instagram-Zeitalter! –, dann folgte eine kleine Vorführung unserer ski- bzw. snowboardtechnischen Fähigkeiten. Im Anschluss daran bildeten wir je nach Können kleinere Gruppen und begannen damit, von der blauen bis hin zur schwarzen Piste die ganze Skiwelt unsicher zu machen. Und wer lieber wandern gehen oder sich beim Langlaufen auspowern wollte, nutzte gerne die guten öffentlichen Nahverkehrsverbindungen, um am Wunschziel dann die herrliche Landschaft in vollen Zügen zu genießen.
Noch meldete sich kein allzu starker Muskelkater, also kamen wir abends im Gemeindesaal von Fieberbrunn zum „offiziellen“ Kennenlernabend mit verschiedensten Gruppenspielen zusammen. So einige davon waren Nostalgie pur, und alle wurden mit großer Begeisterung und vollem Körpereinsatz gespielt, speziell die Jagd nach der verpackten Schokolade …
Montags konnten alle, die gerne mal Kitzbühel kennen lernen wollten, die Skistadt der Reichen und Schönen, zusammen mit Pascal den berühmt-berüchtigten Ort erkunden und anschließend eine Rodelrunde einlegen. Zum Glück fuhr keiner dabei gegen irgendwelche Bäume … oder vielleicht wollte es auch einfach nur niemand zugeben?
Leider spielte das Wetter zunächst noch nicht so recht mit, aber am Dienstag konnten wir schließlich perfekte „Neidfotos“ für die Daheimgebliebenen schießen: weiß glitzernder Schnee, majestätische Berglandschaft, tiefblauer Himmel und lachende Sonne im Hintergrund. Herz, was begehrst du mehr? Richtig: eine beeindruckende Ski-Show im Dunkeln an der Talstation der Bergbahnen! Manche von uns machten sogar einen Ausflug in das weiter entfernt gelegene Skigebiet Leogang.
Natürlich kann bei so einer Skifreizeit nicht immer alles glatt gehen – vom heftig maunzenden Muskelkater über Magen-Darm-Viren bis hin zu schrägen Skiunfällen mit traumatischen Folgen für die Kehrseite war alles dabei. Aber die maladen Gruppenmitglieder erholten sich zum Glück größtenteils schnell.
Am folgenden Tag verbrachten wieder alle je nach Gesundheitszustand ihren Tag wahlweise auf Pisten, Wanderwegen oder im Bett. Das Dauerbimmeln das Handys war stete Begleitmusik: Kurznachrichten verzweifelter Verirrter, ausgesperrter Leute vor dem Hotel, Fragen, wo das Toilettenpapier zu finden sei usw. sorgten dafür, dass man während der Liftfahrten stets das Smartphone in der Hand hatte. Vielleicht wurden manche sogar so sehr vom Blick aufs Handy abgelenkt, dass sie deswegen den richtigen Pistenabzweig verpassten …?
Abends führte Pascal dann noch eine Gruppe verwegener Fackelwanderer durch die Nacht auf eine Hütte. Nachdem man sich gründlich gestärkt hatte, ging es dann mit dem Schlitten lautstark den Berg hinab. Und es fanden tatsächlich wieder alle zurück … jedenfalls hoffe ich das.
Einige von uns durften am Donnerstag dann im Zuge einer Führung einen Blick hinter die Kulissen der Bergbahnen werfen und herausfinden, wie der ganze Fieberbrunner Skizirkus überhaupt am Laufen gehalten wird. Für den darauffolgenden Bunten Abend hatte sich dann jede Zimmergemeinschaft der Dorfstube einen besonderen Beitrag ausgedacht: von der sehr leckeren traditionellen Tiroler Brotzeit über ein herausforderndes Online-Quiz mit gemeinen Fragen wie „Wer ging am häufigsten auf der Piste verloren?“ bis hin zur guten alten „Reise nach Jerusalem“ war alles geboten. Das Zwerchfell kam kaum zur Ruhe.
Leider brach dann auch schon wieder der letzte volle Tag an. Die meisten gaben noch einmal sportlich alles, einige wollten aber auch einmal etwas ganz Neues zu Gesicht bekommen und fuhren zum World Snow Polo Cup in Kitzbühel. Vor herrlicher Bergkulisse lieferten sich dort einige der weltbesten Polospieler atemberaubende Kämpfe um den kleinen roten Ball und rannten dabei sogar gelegentlich mal das ganze Tor um. Ein Wunder, dass niemand ernsthaft verletzt wurde – aber es war wirklich unglaublich, wie stark und wendig diese schönen Pferde waren, und wie geschickt ihre Reiter*innen mit ihnen durch die Arena preschten!
Eine Hiobsbotschaft, welche nach dem Abendessen eintraf, verschaffte leider dem Abschlussabend einen leichten Dämpfer – denn unser ursprünglich eingeplanter ICE von Fieberbrunn direkt nach München Hauptbahnhof fiel in Folge der Streiknachwirkungen aus. Sofort hämmerten erst einmal alle hektisch auf ihren Smartphones herum auf der Suche nach Alternativrouten heimwärts; manche bildeten auch spontane Taxigemeinschaften zum Bahnhof für frühere Zugverbindungen. Als sich aber dann alles soweit wieder beruhigt hatte, wurde es doch noch einmal richtig schön: eine große Uno-Runde im Gasthof sorgte für einen sehr heiteren Abschluss, und manche zogen anschließend gleich noch in den lokalen Nachtclub weiter.
An dieser Stelle noch einmal ein ganz, ganz großes Dankeschön an unseren Local Hero Pascal und das Orga-Team, welches diese wunderbare Schneefreizeit unter großem persönlichen Einsatz und Zeitaufwand auf die Beine gestellt hat: Johannes, Kilian, Hacine und Michelle!
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verabschiedeten wir am nächsten Morgen dann leider auch schon wieder von Fieberbrunn und der Familie Brenner und zogen heimwärts. Manche waren dank der Schwierigkeiten mit der Bahn dabei erst sehr spät am Abend wieder zu Hause, und doch war man sich einig – hoffentlich heißt es bald wieder:
Auf Wiedersehen in Fieberbrunn!
Kerstin St.
Die Veranstaltung wurde gefördert von der Heidehof Stiftung GmbH und von Aktion Mensch.
Natalie ist unsere Beisitzerin, hat ein Hörgerät und kann immer und überall tanzen. Zudem liebt sie es in der Luft zu sein – egal ob beim Fallschirmspringen oder im Hochseilgarten von Baum zu Baum. Unter dem Motto „Du bist niemals alleine“ engagiert sie sich für den Erfahrungsaustausch und die Gemeinschaft junger schwerhöriger Menschen.